Die Feuerwehr Nittel

Bis es in jeder Gemeinde eine Feuerwehr mit klar festgelegten Aufgaben gab, bedurfte es einer langen Entwicklung. Insbesondere die Feuerwehr Nittel durchlebte in den vergangenen beiden Jahrhunderten eine wechselhafte Geschichte. Ein genaues Gründungsdatum kann nicht festgelegt werden, es handelt sich vielmehr um eine langsame Entwicklung, die die Handschrift tragischer Ereignisse trägt. Als offizielles Gründungsjahr werden heute die Jahre 1883 oder 1884 angesehen. Doch schon lange vorher rüsteten sich die Nitteler Bürger für die Brandbekämpfung mit einer Brandwehr. Dokumente bestätigen deren Existenz bereits im Jahre 1743.

Der lange Weg bis zur Bildung einer Feuerwehr

Die ersten Entwicklungen hin zu einer Feuerwehr liegen über 260 Jahre zurück. Es ist bekannt, dass bereits im Jahre 1743 in einem Gebäude am Pfarrhaus eine Feuerspritze, ein dazu gehörender Schlauch, Ledereimer, eine Brandleiter und Brandhaken untergebracht waren. Die Brandbekämpfung lag im Aufgabenbereich des Pfarrers, der, aus heutiger Sicht betrachtet, der Leiter der Feuerwehr war. So wurde im Jahre 1822 der Pfarrer Mathias Mathieu als „Wehrmann“ bezeichnet. In diesem Jahr schlachtete in Grevenmacher ein Tagelöhner heimlich ein Schwein, da er so die Schlachtsteuer sparen wollte. Als er versuchte, die Borsten mit brennendem Stroh abzusengen, löste er einen Großbrand aus, bei dem 147 Häuser sowie viele Scheuen und Ställe vernichtet wurden. Beim Kampf gegen diese Feuersbrunst halfen auch Nitteler Bürger, allen voran der Pfarrer Mathias Mathieu. Dieser und Herr Peter Modert, ebenfalls aus Nittel, wurden für ihr vorbildliches Engagement sogar von König Wilhelm I der Niederlanden geehrt. 22 Jahre später, am 30. September 1844, brach eine bis dahin beispiellose Katastrophe über Nittel hinein. In der Schule, die sich in der damaligen Wüstenstraße, heute Moselstraße, befand, brach ein Feuer aus. Erst kurz vorher wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen, da der Unterricht nur in den Wintermonaten stattfand. Während sich die Kinder in ihrem Unterrichtsraum im ersten Obergeschoss befanden, wurden sie von Passanten von der Straße mit dem Ruf „Feuer“ aufgeschreckt. Das mit Stroh bedeckte Dach stand binnen weniger Minuten lichterloh in Flammen. Panik machte sich unter den Kindern breit, da nur eine schmale Treppe ins Freie führte. Bei dem Gedrängel wurden zwei kleine Kinder getötet. Die Brandwehr konnte nur sehr langsam zur Hilfe kommen, da die Gerätschaften am Pfarrhaus gelagert wurden. Dieses tragische Ereignis hinterließ tiefe Wunden bei der Nitteler Bevölkerung, denen damit vor Augen geführt wurde, dass sie für einen solchen Notfall nicht vorbereitet waren. Die Konsequenz daraus war, dass die Geräte der Brandwehr ab sofort neben der Schule untergebracht wurden. Vor dem Hintergrund dieses Unglücks entwickelte sich die Feuerwehr zu einer straffer organisierten Institution, die eine zentralere Rolle in der Gemeindepolitik spielte. In den darauffolgenden Jahrzehnten gab es in Nittel einige Brandunglücke. Diese Schicksalsschläge führten oft zu einer Solidarität unter der Bevölkerung, wie sie heutzutage nur noch schwer vorstellbar ist. Materielle Unterstützung durch Mitbürger und die Gemeinde für in Not geratene Familien zeichnete das Gemeinschaftsleben aus. Oft zahlte die Gemeinde Geldbeträge und lieferte Holz aus dem Gemeindewald für den Wiederaufbau abgebrannter Häuser. Alleine im März 1848 entschied der Rat vier Familien Holz für den Wiederaufbau ihrer Häuser zukommen zu lassen. Beispielhaft sei auch die Sitzung des Gemeinderates vom 28. September 1850 genannt, bei der beschlossen wurde, den durch Brände geschädigten Einwohnern folgende Anzahl von Keffern aus dem Kiefernwald im Distrikt Metenburg zukommen zu lassen, damit diese vor dem hereinbrechenden Winter ihre Häuser reparieren konnten: Peter Etringer 120, Nikolaus Puhl 14, Mathias Gitzinger 50, Johann Schill 10, Heinrich Görgen jun. 40, Peter Kohn 80, Witwe des Peter Ley 80, Johann Steinmetz 12 und der Witwe des Anton Zimmer sen. 50. Zu Beginn des gleichen Jahres hatte die Gemeinde bereits einer Familie Görgen 200 Holzlatten aus den Gemeindewäldern für den Wiederaufbau ihres abgebrannten Daches zur Verfügung gestellt. Außerdem lieferte sie Holz für die Witwe des Thielmann Merkel, bei der es zwar nicht gebrannt hatte, der aber das Dach einfiel. Der Witwe fehlte das Geld, um das notwendige Holz zu kaufen. Aus solchen Berichten der Gemeinderatssitzungen geht hervor, dass es Mitte des 19. Jahrhunderts viele Brände in Nittel gab. Auch wenn es aus heutiger Sicht noch keine Feuerwehr gab, so existierten jedoch Gerätschaften zum Löschen. Bei der Brandbekämpfung half jeder, sofern er konnte. 1848 beschloss der Gemeinderat, Stephan Espen zwei Taler Belohnung zukommen zu lassen, da er bei einem Brand als erster mit seinen Pferden am „Spritzlokal“ eintraf. Gleiche Belohnung sollte von nun an jedem zukommen, der sich als erster mit seinen Pferden bei der Feuerspritze einfand. Im gleichen Jahr bestimmte die Gemeinde vier Männer, die die „Leitung der Feuerspritze“, sowohl bei vierteljährlichen Proben als auch bei Brandunglücken Übernehmen sollten. Peter Blasius, Johann Peter Schettgen, Mathias Morth und Philipp Hengel waren die ersten vier beauftragten. 1865 brannte die Kapelle auf dem Nitteler Berg nach einem Blitzschlag und im Jahre 1869 leistete das „Pompier Corps“ aus Grevenmacher bei einem Brand in Nittel Hilfe. Bezeichnend ist, dass die Brandbekämpfer aus Grevenmacher wahrscheinlich schon damals eine Art Gebührenordnung hatten, da sie der Gemeinde für den Einsatz 110 „Frang“ (das entspricht 29 Thaler) in Rechnung stellten. Im Jahre 1882 wurde beschlossen, dass die Feuerwehr Nittel eine amtliche Feuerwehr nach den Anordnungen und Erlassen der preußischen Staatsregierung werden sollte. Damit wurde der Weg zur Entwicklung der heutigen Feuerwehr geebnet.

1883 bis 1950: Die Entwicklung einer modernen Feuerwehr

Über das genaue Gründungsdatum der Freiwilligen Feuerwehr Nittel kann keine eindeutige Aussage getroffen werden. Mit den Beschlüssen von 1882, wonach die Feuerwehr Nittel eine amtliche Wehr sein sollte, wurde der Weg für die heutige Feuerwehr geebnet. Als Gründungsjahr wird häufig eines der beiden darauffolgenden Jahre, 1883 oder 1884, bezeichnet. Von diesem Zeitraum an kann eindeutig von einer Freiwilligen Feuerwehr in Nittel gesprochen werden. In den darauffolgenden Jahren festigten sich die Strukturen und die Einsätze häuften sich. Im Rahmen einer Gemeinderatssitzung vom 16. Februar 1897 wird erwähnt, dass die vorhanden Spritze schon sehr alt sei, und dass es nicht mehr lohne, „Normalgewinde“ anzubringen und den Schwanenhals zu beseitigen. Statt dessen fand man es wichtiger, 30 Meter Schlauch anzuschaffen. Am 23. Februar 1907 wütete ein heftiger Brand in der Scheune des Peter Michaeli, am 16. August 1912 brannten das Hause des Steinhauers Mathias Gorges und am 14. Juni 1921 das Haus des Mathias Leuck vollständig ab. Im Jahre 1920 zeichnete sich Johann Peter Mich in besonderer Weise bei den Löscharbeiten im Hause des Winzers Joh. Peter Gaspar aus. Da ihm bei diesem Einsatz ein Anzug im Wert von 465 Mark verbrannte, entschied die Gemeinde, ihm diese Kosten zu ersetzen. 1921 gab es mehrere Einsätze für die Feuerwehr, einer davon am 21. August, bei dem sogar die Wehren aus Wellen, Grevenmacher und Machtum zur Hilfe kamen.

Die Unterbringung der Feuerwehr neben der Schule war von Anfang an zu klein. Die Erinnerung der Bevölkerung an das schreckliche Ereignis von 1844 war jedoch so stark, dass man die Feuerspritze unbedingt in der Nähe der Schule wissen wollte und ab Mitte der 1910er Jahre fehlte der Gemeinde das Geld für ein neues Gebäude. Erst im Jahre 1925 errichtete man in der Nähe des Bahnhofs, in der heutigen Weinstraße, ein neues Spritzenhaus. Dieses Bauwerk hatte weitaus mehr Funktionen als das bloße Unterbringen der Feuerwehrgerätschaften. Es enthielt eine Arrestzelle, in der die Polizei Gefangene unterbringen konnte, bevor sie zu anderen Gefängnissen transportiert wurden, außerdem war das Gebäude eine Art Gemeindehotel, in dem in den Sommermonaten unter anderem Handwerksburschen, Landstreicher, herumziehende Scherenschleifer, Künstler oder Tropfflicker untergebracht werden konnten. Zu einer kontrovers geführten Debatte im Nitteler Gemeinderat führte im Jahre 1926 der Antrag der Feuerwehrmänner, mit Helmen und Gurten ausgerüstet zu werden. Am Ende stand eine Abstimmung mit Pattsituation, sechs Mitglieder sprachen sich für eine Bewilligung aus, sechs waren dagegen. Der Gemeindevorsteher gab mit seiner Stimme den Ausschlag zur Zustimmung. Im Jahre 1927 schließlich konnte sich der Gemeinderat auch zur Beschaffung von Uniformen für 400 Reichsmark durchringen. Außerdem erhielten die Feuerwehrmänner eine Unfallversicherung. 1929 wurde aufgrund einer Verfügung durch den Regierungspräsidenten ein Schlauchwagen angeschafft. Einen großen Einsatz hatte die Feuerwehr im Jahre 1942 als die Nachbargemeinde Wellen in den Kriegswirren mit Brandbomben angegriffen wurde. Die Feuerspritze wurde im Jahre 1944 von den amerikanischen Soldaten als Kriegsbeute bis nach Frankreich mitgenommen, von dort aus sollte sie in die USA verschifft werden. Als sie im Jahre 1946 in Cherbourg auftauchte, brachte sie die französische Besatzung zurück nach Nittel. Leider nahm sie 1950 ein unwürdiges Ende, sie wurde meistbietend verkauft und anschließend verschrottet.

1950 bis heute: Feuerwehr als kommunale Hilfsorganisation

Im Jahre 1955 zog die Feuerwehr in ihr neues Spritzenhaus im Mühlenweg. 1972 erhielt die Gemeinde Nittel ihr erstes Feuerwehrauto, ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF). Mit der Gründung der Verbandsgemeinden Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde die Feuerwehr Nittel eine Institution der Verbandsgemeinde (VG) Konz. Wegen der Anschaffung eines Tanklöschfahrzeuges 1978, war im Jahre 1983 endgültig ein neues Gebäude im Pflanzgarten notwendig. Hier befindet sich noch heute das Feuerwehrgerätehaus. 1987 konnte die technische Ausstattung gleich in doppelter Weise verbessert werden: das Schlauchboot wurde durch ein Aluminiumboot ersetzt, außerdem wurde das technische Repertoire um eine 18 Meter hohe Anhängeleiter erweitert. Im Jahre 1988 ersetzte das neue Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 das alte TLF und 1993 kaufte die Verbandsgemeinde einen Rüstwagen (RW1), der bei der Feuerwehr Nittel stationiert wurde.  Im Jahre 2003 konnte der „Tag der offenen Tür“ mit einem neuen Mannschaftstransportfahrzeug mit Ladefläche (MTF-L) gefeiert werden. Im Jahre 2008 erhielt  die Feuerwehr Nittel ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wassertank (TSF-W), dass das bisherige TSF ohne Wassertank ersetzt. Damit war die Feuerwehr Nittel zum ersten Mal in ihrer Geschichte mit zwei wasserführenden Fahrzeugen ausgerüstet. TO BE CONTINUED.

Die Namen der Wehrführer seit der Gründung sind nicht vollständig übermittelt. Bekannt sind Michael Hoffmann, Rudolph Förster, Mathias Apel, Johann Wietor, Otto Triesch, Johann Thiel-Adam, Johann Thiel, Peter Hurth, Josef Hemmerling, Hans-Leo Kimmer, Hans-Armin Scheuer, Peter Mich, Wolfgang Römerscheid, Mario Gaspar, Frank Müller und seit Anfang 2015 Andreas Lauer.